Woher bekommen wir jetzt die notwendige Energie? Diese Frage treibt die Menschen um in Deutschland, seit die bisherigen Wege zur Energiebeschaffung unterbrochen, unsicher und teuer geworden sind. Wird es kalt werden auch bei uns im Winter? Jetzt schauen wir überall um, suchen in fremden Ländern, auch im Nahen Osten, nach Gas und Öl, damit es bei uns im Winter nicht kalt wird.
Aber die Kälte, die zieht dennoch langsam ein, ein schlimmes Gefühl: Die Kälte des Krieges, des ständigen Tötens, die Kälte der Unsicherheit, der Angst vor Verlust…, vor finanzieller oder persönlicher Überforderung. Woher kommt mir da die notwendige Energie in meinem Leben, damit ich, damit wir leben können und nicht nur überleben?
Die Bibel berichtet von einer kalten Nacht, draußen, außerhalb der Stadt, von einer Geburt ohne Herberge, ohne Pracht und Hilfen — dort wurde einer geboren, der „das Licht für die Völker“ genannt werden sollte, „der Weg und das Leben“ für die Menschen.
Aber hatte es jemand gemerkt, was dort draußen, mitten in der Einsamkeit und Dunkelheit geschah?
Die Bibel erzählt weiter: Aus dem Osten kamen Weise nach Jerusalem: Wo ist er, den wir suchen? Wir folgen einem Stern. Aber Er ist nicht in Jerusalem, nicht im Tempel, nicht im Palast des Königs Herodes, wo alles reich, sicher und prächtig erscheint. Dieser König wird später unzählige unschuldige Mütter und Kinder abschlachten lassen, aus Angst um seine Macht, so wie es bis heute skrupellose Mächtige tun.
Heute kommen aus dem Osten, dem fernen Osten, Vietnamesen nach Deutschland, auch nach hier in Sachsen. Sie suchen Arbeit, Aufenthalt, ein neues Leben, sie wollen Familien gründen und ihre Heimat unterstützen.
Aber auch sie suchen noch etwas mehr, noch etwas anderes: Wo ist der, der uns Halt gibt in der Fremde, in der Unsicherheit, wo wir allein unter so vielen anderen Menschen leben, deren Sprache wir nicht richtig verstehen. Wo ist der Haltepunkt, wo bekomme ich jetzt Kraft für meinen Weg, fern der Heimat?
Darunter sind auch junge Christen, die ihren Glauben aus Vietnam zu uns mitgebracht haben, und diesen hier neu leben und beleben: Eine riesige Krippe hatten sie aufgebaut draußen im Kirchhof – Hl. Familie Leipzig-Schönefeld, zu Weihnachten 2020, in diesem Corona Jahr, als selbst die Gotteshäuser für viele verschlossen waren. Wo finden wir da noch Glauben?
Sie finden es, weil sie einen guten Kompass aus ihrer Heimat mitbringen, der ihnen einen Weg zeigt, den Weg des Glaubens unterwegs, draußen, unterwegs. Mit ihrem Glauben an diesen Jesus finden die Vietnamesen auch hier in Deutschland einen Anlaufstelle, einen Haltepunkt der zu ihrem Leben in der Fremde passt.
Die Vietnamesische Gemeinde in Leipzig, Berlin oder Frankfurt wächst und hat Zulauf von jungen Menschen, die dort ihren Glauben wiederfinden und gestärkt werden.
Und wir? Wo finden wir neue Orientierung, und Lebens-Energie? Unser Glaubenskompass erscheint uns oft so veraltet, verrostet, nicht mehr aktuell. Wie finden wir den Weg zum Licht, zum Leben, zu der Kraftquelle des Glaubens, die wir doch brauchen?
Vielleicht können uns die Menschen aus dem Osten, die Glaubensboten, die Flüchtlinge aus Syrien, aus der Ukraine, die zu uns kommen, neu helfen etwas zu entdecken, was bei uns oft nur noch in alten, steinernen Kirchen oder kunstvollen Altarbildern versteckt zu sein scheint.
Schauen wir einmal neu hin, folgen wir diesen Sterndeutern aus dem Osten, die zu uns kommen, machen wir uns auf mit ihnen und hören wir neu diese nie verstummende Botschaft vom Mensch gewordenen Gott, vielleicht auf ganz neue, ungewohnte Weise.